Erik Penny
“I write stories about the space we share here, while we are here.”
Der amerikanische Singer/Songwriter Erik Penny ist ein Philosoph der kleinen Dinge, ein charismatischer Storyteller. Seine Songs entstehen ganz erdverbunden und schwingen sich letztlich doch empor. Charaktere und Momente werden zu Geschichten, die er mit markantem Bariton und eingängigen Melodien zum Leben erweckt. Mit seiner entwaffnend charmanten Ausstrahlung und der großherzigen Wärme seiner Musik entzündet er schließlich eine ansteckende positive Kraft.
Die Songs von „Heart Bleed Out“ gehören zu den persönlichsten, die Erik Penny je geschrieben hat. Über zwei Jahre liegen zwischen seinen letzten Veröffentlichungen und seinem aktuellen Album. Nach zwei EPs, drei Studioalben, einer Live-CD, erfolgreichen Deutschlandtourneen und großen Support-Shows (u.a. für Joe Cocker, Ronan Keating, Philipp Poisel) bleibt er der Bühne fern, kümmert sich um seine schwer erkrankte Tochter und versucht gleichzeitig mit dem Verlust eines geliebten Menschen zurechtzukommen. Die Arbeit an „Heart Bleed Out“ hilft ihm dabei, nicht aufzugeben. Sie gibt ihm einen Ort, wo er all die übermächtigen Bilder und Emotionen sortieren und in Songs fassen kann, sei es um sich von ihnen zu trennen oder sie für immer zu bewahren. Erik Penny hat keine Wahl: „Heart Bleed Out“ schreibt er, weil er es muss.
So entstehen vierzehn Momentaufnahmen dieser schmerzhaften und herausfordernden Zeit, die von einer leichten Melancholie durchzogen, doch nie verbittert sind. Gedanken über das erwachende Leben sind ebenso präsent wie jene über die Vergänglichkeit und den Verlust, Gedanken darüber, wie glücklich und wie betrübt man sein kann; und beides gleichzeitig.
„Old Enemies“ ist so ein Song, in dem all das zusammenkommt. Doch wir begegnen auch dieser jungen Frau mit „Kokosnuss-Haut“, deren Schönheit ebenso perfekt ist wie ihre Gebrochenheit, die zahlreiche Verehrer hat und dennoch glücklos bleibt („Dance“). Wir irren durch das Nachtleben einer Großstadt, unfähig ihrer Flüchtigkeit zu entkommen („Flowers & Fire“). Und wir gehen ein Stück weit auf der staubigen, steinigen Straße der Verlorenen, die wenig Nächstenliebe kennengelernt haben und lediglich durch die Stimme des Beobachters Aufmerksamkeit erfahren („A Path We Share“). Der Titeltrack „Heart Bleed Out“ schließlich ist ein offener Brief, geschrieben an einen verstorbenen, geliebten Menschen.
Erik Penny wuchs mit der „British Invasion“, dem Classic Rock und den Folk-Singer/Songwritern der 1970er-Jahre auf. Später beeinflussten ihn New Wave und Alternative, dann Indie-Rock. Heute schließt sich der Kreis: Zurück zur akustischen Gitarre und klassischen Songstruktur. Im Fokus das Songwriting, diese amerikanische Tradition, die Penny verinnerlicht hat. Vom Delta Blues bis Dylan, von den Beach Boys zu den Eagles, von Johnny Cash bis Wilco – ein guter Song überwindet Zeit und Raum, überschreitet internationale Grenzen.
Es war 2008, als sich Erik Penny entschied, die endlosen Sonnentage von Los Angeles gegen das launenhafte Klima Berlins einzutauschen – eine Entscheidung, die er seitdem nicht ein einziges Mal bereut hat. Seine Musik ist schon immer „Americana“ gewesen, im elementarsten, buchstäblichen Sinne: Er ist in Potsdam, New York geboren, in El Paso, Texas, aufgewachsen und in L.A. zum bühnenerprobten Musiker geworden. Interessanterweise sind seine Stücke nach dem Umzug nach Berlin deutlicher „Americana“ als zuvor. Pennys eigene Ausprägung dieses Genres öffnet sich dabei auch dem Amerika jenseits der US-Grenzen. So scheinen die Schattierungen des Wüsten-Folk-Rocks Calexicos aus den Südstaaten genauso durch wie die berühmten Kanadier Leonard Cohen und Neil Young.
Ehrlichkeit ist für Penny Grundvoraussetzung, um einen guten Song zu schreiben. Eine Idee wird zur einprägsamen Melodie und mündet schließlich in einer authentischen Darbietung. In seinem Songwriting ist kein Platz für Kunstgriffe, Künstlichkeit an sich. Erik Penny entwickelt seine Themen aus dem Kleinen, aus den besonderen Augenblicken und hebt sie auf eine universelle Ebene. Im Falle von “Heart Bleed Out” war dies schmerzend und heilend zugleich.
“I could feel pain and love growing into something new and permanent inside me, and I knew I had changed forever.”